Witz und Heiterkeit, Klangsinnlichkeit und Ernst - Konzertgemeinde Mosbach e.V.

Witz und Heiterkeit, Klangsinnlichkeit und Ernst

10-01-22_sonicart

Saxophon-Quartett „Sonic Art“ gastierte in der Alten Mälzerei

Saison 2009/2010. Dass Neue Musik sehr wohl viel Spaß und dem Publikum gute Laune machen kann, das zeigte der Auftritt des Sonic Art Quartetts aus Berlin in der Reihe „Mosbacher Klassische Konzerte“ am Mittwoch. Ein reines Saxophon Quartett ist dies, und davon gibt es die letzten Jahre immer mehr. Originale Literatur für diese Besetzung ist selten, doch in jüngster Zeit haben die Komponisten auch den Reiz dieses Klangs entdeckt.

György Ligeti hat seine „Sechs Bagatellen“ für Bläserquartett auch für Saxophonquartett bearbeitet. Sehr viel lakonischen Witz brachte das Sonic ArtQuartett in diese Musik, in die burlesk jagenden Stücke, sehr viel Klangsinnlichkeit in die langsamen und leisen Sätze. Die vier spielten diese anspruchsvolle Musik auswendig, und dadurch hatten sie den Blick frei, um so etwas wie ein kleines szenisches Spiel dabei zu betreiben, sich einander zuwendend, gestisch aufeinander reagierend. „Wenn Sie gedacht haben: ‚Hui, das ist aber modern’, so können wir Sie gleich eines Besseren belehren“, scherzte Annegret Schmiedl, die Baritonsaxophonistin und gab dem Publikum gleich noch eine akustische Gebrauchsanweisung zu Fabien Lévys Komposition „Durch“ mit auf den Hörweg.

Das Stück begänne in Dur und ende mit einem „ch“, erklärte die Musikerin den Titel. Ein farbenreiches Kaleidoskop aus quirligen Einzelimpulsen vereinten die Musiker in einem rhythmisch schwungvollen Perpetuum mobile. Das war eine Musik vollWitz und Heiterkeit, aber auch von sehr viel Klangsinnlichkeit erfüllt, mit rufenden und auf gleichem Ton antwortenden Klängen, die auch mal mikrotonal eingefärbt sind. Aber auch mit reihum flatternden Luftgeräuschen aus den Instrumenten verblüfften die Musiker: das klang wie eine aufgescheuchte Geflügelschar.

Bisweilen bearbeitet das Quartett auch Musik selber für seine Besetzung. So auch zwei Sätze für Streichquartett aus Schostakowitschs op. 36: wunderschöne Klanglichkeit vereinten Ruth Velten (Sopran_), Alexander Doroshkevich (Alt_), Martin Posegga (Tenor_) und die Baritonsaxophonistin, mit reifem und schmiegsamem Ton. Das blühte und glühte in den schönsten Farben, zwischen Melancholie und Expression: ein hingebungsvolles Baden in samtigem Klang.

So heiter der erste Teil war, so ernst wirkte der zweite. Einzelne Kontrapunkte aus Bachs „Die Kunst der Fuge“ spielte das Sonic Art Saxophon Quartett dabei. Eine bestimmte Besetzung hat Bach hier nicht vorgeschrieben, möglicherweise hat er es lediglich zu Studienzwecken komponiert. Wie viel Leben und wie viel Farbe in dem höchst raffiniert komponierten Werk drinsteckt, das ließen die Musiker aus Berlin verblüffend deutlich werden. Erst recht in dieser Version, die durch den Atem so viel Ausdruck eingeblasen bekommt. Einen warm blühenden, sehr gesanglichen Klang entlockten die vier ihren Instrumenten, und jeden der gespielten Sätze verbanden sie mit je eigenem Ausdruck, Charakter und je eigener Vortragsweise. Mal lyrisch innig, mal tänzerisch beschwingt. Bald schwärmerisch und beseelt, bald beherzt und mitreißend. Und auch mal all dies in kontrapunktischer Verflechtung der Ausdrucks_Charaktere. Intime Einhalte gab es mit den Duo_Kanons dazwischen.

Hingebungsvoll wurden so manche Kontrapunkte (Nr. 12) musiziert, andere wiederum pointiert akzentuiert und von starkem tänzerischem Schwung befeuert. Dabei erhielt jede einzelne Stimme ganz eigene Lebendigkeit in dem vierstimmigen Gefüge. Zu einer abgeklärten Elegie, einem stillen Schwanengesang geformt wurde der letzte Contrapunctus 19, der unvollendet nach der klanglichen Zitierung des eigenen Namens, „B-A-C-H“ abbricht. Das war ebenso anstrengend zu spielen und zu hören wie eine sinnliche Hör_Erfahrung für das Publikum. Ein stiller Bach_Choral beschloss das Konzert.

Text & Bild von Rainer Köhl - Rhein-Neckar-Zeitung

Mosbacher Klassische Konzerte

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