Ein ganzer Klangkosmos in einem einzigen Bogenstrich  - Konzertgemeinde Mosbach e.V.

Ein ganzer Klangkosmos in einem einzigen Bogenstrich

wiener klaviertrio

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das „Wiener Klaviertrio“ setzte einen furiosen Auftakt zu den Klassischen Konzerten

Die neue Saison der Konzertgemeinde Mosbach startete in dieser Woche mit einem fulminanten Kammermusikabend. Das „Wiener Klaviertrio“, gegründet 1988, zählt zu den international führenden Klaviertrio-Formationen. Von Beginn an dabei ist der Pianist Stefan Mendl, 2001 kam der Cellist Matthias Gredler und 2015 stieß der amerikanische Geiger David McCarroll zum Ensemble. Gemeinsam haben sie bereits eine CD mit Brahmstrios eingespielt und planen eine weitere Aufnahme mit den beiden Klaviertrios von Heinrich von Herzogenberg. Diesen beiden Komponisten widmeten sie sich auch in dem Programm, das sie am Donnerstag in der Alten Mälzerei vorstellten.

Mit Ludwig van Beethoven (1770-1827) und seinen Variationen über „Ich bin der Schneider Kakadu“ eröffnete das Trio den Abend. Es ist ein eher spätes Werk und beispielhaft für Beethovens immer wieder verblüffende Kunst, aus einem schlichten, ja banalen Thema großartige und vollkommen seriöse Musik zu machen. Er beginnt mit einer langsamen „Introduzione“ in moll, ganz ernst, ganz tief. Noch nichts deutet auf ein fröhliches Liedchen hin, und der geheimnisvoll dunkle, hauchzarte Klang, den die Musiker in den ersten Takten zelebrierten, ließ schon ahnen, dass hier drei echte Klangzauberer am Werke sein würden. Es wäre aber kein Beethoven, wenn unter dem weichen, samtigen piano nicht jederzeit die Glut eines aktiven Vulkans hervorblitzen könnte. Besonders eindruckvoll war das zu hören bei Matthias Gredlers Cellospiel, der gelegentlich in einem einzigen langen Bogenstrich vom fast tonlosen Hauch bis zum urgewaltigen Fortissimo einen ganzen Klangkosmos aufbrechen ließ.

Die Akustik der Mälzerei macht es den Geigern erfahrungsgemäß nicht ganz leicht: Die hellen Obertöne, die „Kante“ des Geigentons dringt meist nicht so prägnant durch wie bei Cello und Klavier. Aber auch David McCarroll ist ein Klangästhet, sein Ton von einer beeindruckenden Geschmeidigkeit und mühelosen Perfektion. Spannend zu beobachten, wie hier drei Musiker von durchaus unterschiedlicher Spielweise zu einem wunderbaren Ensembleklang zusammenfinden: Kraftvoll und „gefährlich“ Matthias Gredler am Cello, elegant und hochintensiv David McCarroll an der Violine, humorvoll und quicklebendig Stefan Mendl am Piano. Er war jederzeit am Puls des Geschehens, immer mit mindestens einem Ohr bei seinen Kollegen und dabei so körperlich und tänzerisch an den Tasten unterwegs, dass es eine Freude war. Die federleichten Variationen und die humorvolle Coda am Schluss sprühten vor Geist und Spielfreude. Das ist Ensemblespiel auf höchstem Niveau!

Das zweite Werk im Programm war das Klaviertrio Nr. 2 in d-moll von Heinrich v. Herzogenberg, ein romantisches Kabinettstück, das Dank der wohldurchdachten Musizierkunst niemals auch nur in die Nähe von Kitsch geraten konnte. Anrührend das Andante mit seinem wunderschönen Thema - zart schimmernd, ganz ohne Vibrato gespielt, gelang den dreien ein himmlischer Schluss, und das, obwohl Sekunden zuvor die A-Saite des Cellos an einer besonders expressiven Stelle den Dienst quittiert hatte.

Die beiden Zeitgenossen Herzogenberg (1843-1900) und Johannes Brahms (1833-1897) verband eine innige Freundschaft. Mit 21 Jahren veröffentlichte Brahms sein 1. Klaviertrio H-Dur op.8, das er viel später in einer „gezähmten“ Fassung revidierte. Hier war nun aber die Urfassung von 1854 zu hören, die der junge Feuerkopf nur widerwillig zur Publikation freigegeben hatte, Eine tolle Cantilene als Hauptthema, ein kratzbürstiges Fugato, das originelle Scherzo, alles voller impulsiver Ideen und unglaublich ausdrucksstark. Und genauso klang das auch unter den Händen des Wiener Klaviertrios, die die Musik auf begeisternde Weise umsetzten und sich am Ende mit dem vergleichsweise abgeklärten langsamen Satz aus Brahms’ spätem Trio Nr. 3 als Zugabe verabschiedeten.

Mosbacher Klassische Konzerte

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