Was lange währt, wird endlich gut - Konzertgemeinde Mosbach e.V.

Was lange währt, wird endlich gut

Katarzyna Mycka und Conrado Moya begeisterten bei den Mosbacher Klassischen Konzerten an den MarimbasKatarzyna Mycka und Conrado Moya begeisterten bei den Mosbacher Klassischen Konzerten an den Marimbas

Lange hatte man warten müssen auf dieses Konzert, das eigentlich bereits im vergangenen Jahr im Rahmen der Mosbacher Klassischen Konzerte geplant gewesen war. Zweimal hatte es verschoben werden müssen, aber irgendwann waren dann alle Hindernisse beseitigt, und die beiden Marimba-Virtuosen Katarzyna Mycka und Conrado Moya konnten schließlich doch in der Alten Mälzerei auftreten.

Mit einem ungewöhnlichen Programm bot das polnisch-spanische Duo seinen Zuhörern einen tollen Abend bei hochsommerlichen Temperaturen, bei dem die beiden Musiker beachtliche Hitzefestigkeit und athletische Qualitäten beweisen mussten. Die erste Hälfte war ein Feuerwerk, mit dem die Künstler zeigten, was auf zwei Marimbas alles möglich ist. Ursprünglich stammt die „große Schwester“ des Xylofons aus Südamerika und fand von dort aus ihren Weg in die moderne Klassik. Mit ihrem riesigen Tonumfang ist sie für zeitgenössische Komponisten interessant, die immer wieder neue Musik dafür komponieren. Marimbaspieler bedienen sich gerne aber auch im Repertoire anderer Instrumente und schaffen so oft überraschende neue Höreindrücke.

Diesen Effekt konnte man in dem von Katarzyna Mycka und Conrado Moya vorgestellten Programm gut beobachten, die neben original für Marimba komponierten Stücken auch einige sorgfältig adaptierte Literatur für andere Instrumente mitgebracht hatten. „Departures“, mit dem die beiden den Abend eröffneten, ist beispielsweise ein 2006 entstandenes Originalwerk für Marimba- Duo von dem französischen Perkussionisten Emmanuel Séjourné(* 1961), der sich auch als Komponist sehr um die Entwicklung des Repertoires verdient gemacht hat. Bei Astor Piazzollas Tango Nr. 2 aus der „Tango-Suite“ hingegen ist es inzwischen fast egal, für welche Besetzung er 1984 geschaffen wurde. Es ist einfach großartige Musik, die im Laufe der Zeit für unterschiedliche Instrumente adaptiert worden ist und überall ihren Zauber entfaltet. In dieser Fassung für zwei Marimbas funkelte eindrucksvoll die Energie und das lebhafte Temperament der beiden Interpreten auf.

Conrado Moya und Katarzyna Mycka harmonieren vor allem auf energetischer Ebene hervorragend, obwohl jeder dabei seinen eigenen Stil und seine eigene musikalische Ausdrucksfähigkeit beibehält. Während Mycka in der oberen Stimme eine vorantreibende Emsigkeit entwickelte, schien Moya hinter seinem Instrument förmlich zu tanzen und immer wieder zurückzufinden zu federnder Lockerheit – spannend! Für das nächste Stück der US-amerikanischen Komponistin Libby Larsen (*1950) begaben sich die beiden dann gemeinsam an ein Marimbafon: „Like blind men tapping in the dark“ ist dieses entzückende Stückchen überschrieben, bei dem die Musiker mit höchster Präzision auf engstem Raum hantieren müssen, damit sich die vier Schlegel nicht in die Quere kommen. Zuweilen wechselten die Spieler sogar die Seiten und hatten zwischendrin immer noch Zeit für Augenkontakt und ein kleines Lächeln. „Alborada des gracioso“ gehört zu einem Klavierzyklus von Maurice Ravel.

Durch die Übertragung vom Klavier auf Marimbas werden alte Hörgewohnheiten aufgebrochen, dem impressionistischen Satz eine neue, überraschende Farbe hinzugefügt. Auch dem nächsten Stück, das ursprünglich für zwei Gitarren komponiert wurde, stand die Transkription gut zu Gesicht: Mit „Valse, valse“, einem überaus schwungvollen Rausschmeißer von Daniel Nikolas Wirtz (*1979), ging es erst einmal in die Pause. In der zweiten Hälfte hatte sich das Duo Bachs „Goldberg-Variationen“ vorgenommen, die sogar auf dem Cembalo schon äußerst anspruchsvoll zu spielen sind, auf Marimbas jedoch eine wahre athletische Meisterleistung bedeuten.

Ob die beiden sich allerdings einen Gefallen damit getan haben, im Konzert komplett alle 30 Variationen zu spielen? Denn leider sind nicht alle so stark und einprägsam wie die Bravourstücke und witzigen Quodlibets, die Bach da lustvoll hineinfabuliert hat. Trotzdem eine interessante Erfahrung, dieser „geklopften“ Version auf zwei Marimbas zu lauschen. Wer sie zu Hause gern in aller Ruhe noch einmal nachhören möchte, dem sei die CD-Einspielung „Marimba Synergy“ empfohlen, die Katarzyna Mycka und Conrado Moya herausgegeben haben.

Von Pia Geimer
© Rhein-Neckar-Zeitung | Mosbacher Nachrichten | REGION MOSBACH | 5 | Donnerstag, 21. Juli 2022

Mosbacher Klassische Konzerte

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