Flöten-Portrait der ganz noblen Art - Konzertgemeinde Mosbach e.V.

Flöten-Portrait der ganz noblen Art

Leonie Bumüller (Queflöte) und Madoko Ueno (Klavier)ARD-Preisträgerin Leonie Bumüller (Querflöte) und Madoka Ueno (Klavier) begeisterten bei den Klassischen Konzerten

Ein Schelm, wer bei der Querflöte an Blech denkt, denn tatsächlich gehört das silbrige Instrument zur Familie der Holzbläser. Christof Roos und seine Konzertgemeinde e.V. wollen in den Klassischen Konzerten immer auch einmal „etwas Blinkendes“ vorstellen. Und wer könnte das auf feinere Art tun als die junge Flötistin Leonie Bumüller, die im vergangenen Jahr beim renommierten ARD-Wettbewerb in München die Jury und auch das fachkundige Publikum überzeugt hatte. Gemeinsam mit der Pianistin Madoka Ueno war sie am Sonntagabend in der Mälzerei zu Gast und lieferte in der Reihe der Klassischen Konzerte ein eindrucksvolles Portrait ihres edlen Instruments ab. Mit der 1927 entstandenen Flötensonate von Erwin Schulhoff (1894-1942) startete ein überaus spannender Kammermusikabend, der erfreulich viele Zuhörer in die Mälzerei gelockt hatte. Ob das vor allem an den beiden charmanten Musikerinnen lag, darf gern spekuliert werden, auf jeden Fall war auch ein Aufnahmeteam vor Ort, um dieses Konzert für den SWR2 aufzuzeichnen.

Mäuschenstill war es im Zuschauerraum und das war auch gut so, denn Leonie Bumüller und Madoka Ueno sind Meisterinnen der eher leisen Töne. Die junge Flötistin verfügt über eine reiche und ausgesprochen noble Klangfarbenpalette. Ihr eleganter Ton wirkt wie aus Seide gesponnen und trifft bei ihr auf eine Fähigkeit, die man bei Flötisten gar nicht so oft hört: Leonie Bumüller kann bei Bedarf ihre Töne aus dem Nichts ansetzen und auch wieder im absoluten Nichts verschwinden lassen. Phänomenal, was sie da zauberte mit ihrem feinen Ansatz und ihrer unfehlbar sicheren Luftführung. Die kam ihr nur ein einziges Mal kurz abhanden, als sie nach dem hochintensiven und perfekt gelungenen Schluss der Schulhoff-Sonate das Wort an die Zuhörer richtete und eine Moderation anschließen wollte. Da musste sympathische Solistin, die ihr Programm persönlich moderierte, dann doch einmal kräftig durchschnaufen, um wieder richtig zu Atem zu kommen. Mit Madoka Ueno hatte sie an diesem Abend eine kongeniale Begleiterin am Flügel, die alle ihre feinen Varianten von Phrasierung und Dynamik, die die ihren Vortrag überaus stimmig und aufregend lebendig machten, mit größter Selbstverständlichkeit mitzuempfinden und mitzutragen schien. Diese Kombination von außergewöhnlicher individueller Klasse und kammermusikalischer Sensibilität ist umso bemerkenswerter, weil die beiden gar keine ständigen Duopartnerinnen sind.

Für Debussys „Syrinx“, das vom Publikum bereits mit Spannung erwartet wurde, hatte Leonie Bumüller sich etwas Besonderes einfallen lassen und spielte das berühmte Solostück ganz sachte und introvertiert. Keine Spur von zornigem Aufbegehren, dass Hirtengott Pan seine Nymphe Syrinx nicht bekommen wird, nur eine zarte melancholische Melodie, mit der er sich seinen Schmerz darüber von der Seele singt. Die folgende „Undine“-Sonate von Carl Reinecke (1824-1910) war besonders für die Nichtflötisten im Publikum eine Entdeckung: Eine sinfonische Dichtung im Taschenformat, mit zwei absolut gleichwertig und komplementär ausgearbeiteten Parts – großartig! Nach der Pause folgte mit Schuberts Arpeggione-Sonate ein weiteres wunderbares und ziemlich bekanntes Stück, allerdings kennt man es eher für Bratsche oder Cello, die klanglich dem gambenähnlichen Streichinstrument Arpeggione näher kommen, das heute, wie böse Zungen behaupten könnten, zu Recht ausgestorben ist. Mit der Flöte in der höheren Oktave gespielt, leuchtete die Hauptstimme jedoch sehr schön über die Klavierstimme hinweg, in der sie in Tenorlage sonst zuweilen leicht untergehen kann.

Als letztes Stück des Abends erklang mit dem 1944 komponierten „Chant de Linos“ von André Jolivet (1905-1974) dann ein irrwitzig anspruchsvolles Wettbewerbsstück, gespickt mit allerlei technischen Raffinessen, bei denen beide Künstlerinnen ihre ganze Virtuosität noch einmal eindrucksvoll demonstrieren konnten. Danach brauchte es ein bisschen was Romantisches zum Erholen, und so beschlossen Leonie Bumüller und Madoka Ueno zur Freude der Zuhörer ihr gehaltvolles Programm mit der sanften Romanze Nr.1 von Clara Schumann als Zugabe.

Von Pia Geimer

Mosbacher Klassische Konzerte

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