Ein wunderbarer Abschluss - Konzertgemeinde Mosbach e.V.

Ein wunderbarer Abschluss

Mit dem großartigen Auftritt der Philharmonie Lemberg in der Alten Mälzerei ging ein schwieriges, aber an musikalischen Glanzlichtern doch recht reiches Kon- zertjahr bei den „Mosbacher Klassischen Konzerten“ zu Ende. Mosbacher Klassische Konzerte: Die Philharmonie Lemberg unter Gudni Emilsson begeisterte beim Sinfoniekonzert in der Mälzerei

Das Sinfoniekonzert ist immer das Herzstück im Jahresprogramm der „Mosbacher Klassischen Konzerte“ und zieht normalerweise die größte Zuschauerschaft der Reihe an. Dass das in diesem Jahr anders sein würde, war schon im Vorfeld klar. Aber mit einem noch einmal nachgeschärften Konzept musste der Aufritt der Philharmonie Lemberg in der Alten Mälzerei wenigstens nicht abgesagt werden. Und so konnten immerhin knapp 300 Zuhörerinnen und Zuhörer gemeinsam einen wunderbaren Abschluss des Konzertjahres erleben.

Die staatliche Philharmonie Lemberg ist ein Traditionsorchester, das seit 1902 in Lwiw in Galizien/Ukraine residiert. Viele berühmte Dirigenten haben dort schon dirigiert, und auch der aktuelle Dirigent Gudni A. Emilsson ist ein Weitgereister in Sachen Musik. Der Isländer ist als freier Dirigent mit verschiedenen Klangkörpern überall auf der Welt unterwegs. Für dieses Konzert hatte man sich neben der berühmten „Scheherazade“-Suite von Nikolai RimskijKorsakow für zwei nicht ganz so bekannte Orchesterwerke entschieden.

Bei Mendelssohns Ouvertüren fallen einem sofort der „Sommernachtstraum“ und die „Hebriden“ ein. Seine Ouvertüre zu Victor Hugos Schauspiel „Ruy Blas“ dagegen hatte einen holprigen Start, weil dem Komponisten die literarische Vorlage überhaupt nicht gefiel und er deshalb den Auftrag zunächst eigentlich gar nicht annehmen wollte. Aus Gutmütigkeit ließ er sich dennoch erweichen und stellte dann die Partitur in weniger als drei Tagen fertig. Und siehe da: Die Ouvertüre gefiel nicht nur dem Publikum beider Uraufführung 1839, sondern auch Mendelssohn selbst hatte viel Spaß beim Schreiben, wie aus einem Brief hervorgeht. Es ist für uns heute noch ein eindrucksvolles Beispiel dafür, mit welcher Leichtigkeit er sogar unter Zeitdruck komponieren konnte.

Als Konzertauftakt also erklang diese etwas unbekanntere Ouvertüre und offenbarte die feine Klangkultur dieses Orchesters. Wie immer bei größeren Besetzungen war die Bühne der Mälzerei durch ein Extrapodest in den Raum hinein vergrößert worden, und das kommt vor allem dem Streicherklang zugute. Der ist warm und präzise bei den Lembergern, konnte aber so noch einmal an Präsenz dazugewinnen. Das vorgebaute Podest – obwohl es für die Techniker einen größeren Aufwand bedeutet – bringt also auf jeden Fall klangliche Vorteile.

Im folgenden Cellokonzert Nr. 2 von Camille Saint-Saëns glänzte dann die Solistin Janina Ruh neben dem Orchester. Auch dieses Werk steht heute ein wenig im Schatten des bekannteren 1. Cellokonzerts, bietet aber Cellisten eine tolle Gelegenheit, ihr Können unter Beweis zu stellen. Und das tut Janina Ruh mit Grazie und sanfter Eleganz: Ihr Celloklang strahlt Weichheit und Noblesse aus, makellos ist ihre Intonation auch in den virtuosesten Doppelgriffpassagen. Das zweisätzige Werk lebt von den vielen Charakterwechseln zwischen Kantabilität und Spritzigkeit, die spektakuläre Kadenz im 2. Satz mündet in ein rasantes Finale.

Als Zugabe spielte die Solistin danach noch einen Satz aus der Komposition „Gramata Cellam“ (das Buch) des lettischen Komponisten Peteris Vasks, bei dem sie zuweilen ihre Singstimme mit der ihres Cellos verschmelzen ließ. Ein überraschendes und faszinierenden Konzerterlebnis, für das sie einen riesengroßen Applaus erntete.

Nach der Pause folgte die grandiose Sinfonische Dichtung von Nikolai Rimskij-Korsakow. Eine Sologeige schlüpft dabei in die Rolle der erfindungsreichen Geschichtenerzählerin „Scheherazade“, die den Sultan mit ihren Märchen aus 1001 Nacht verzaubert. Konzertmeister Marko Komoronko hatte dabei definitiv den Löwenanteil zu stemmen, denn diese Suite ist eigentlich ein verkapptes Violinkonzert. Aber auch der erste Cellist und verschiedene Bläser spannen die herrlichen Arabesken nacheinander weiter. Dabei waren tolle Soli zu hören, die auch Dirigent Emilsson im Schlussapplaus alle noch einmal einzeln ausdrücklich würdigte.

Mit diesem wunderbaren Abschluss endete ein schwieriges, aber an musikalischen Glanzlichtern doch reiches Konzertjahr bei den „Klassischen Konzerten“. Bleibt zu hoffen, dass irgendwann wieder unbelasteter Musikgenuss möglich sein wird.

Von Pia Geimer
© Rhein-Neckar-Zeitung | Mosbacher Nachrichten | REGION MOSBACH | 5 | Montag, 29. November 2021

Mosbacher Klassische Konzerte

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